18 August 2021 | Ted Page
Das mag hart klingen, doch die alleinige Nutzung eines automatischen Programms zur Überprüfung Ihrer PDF-Dateien auf Barrierefreiheit isteher als Pflichtübung zu betrachten und nicht als seriöse Methode zur Einschätzung der tatsächlichen Barrierefreiheit.
Warum?
Automatische Prüfprogramme haben Grenzen
Prüfprogramme können, mit ein paar Ausnahmen, eine im Großen und Ganzen passable Einschätzung der Stolpersteine für Nutzende von Bildschirmleseprogrammen vornehmen.
Die Ausnahmen bestehen darin, dass alle automatischen Prüfprogramme viele auftretende Probleme nicht erkennen und Fehler melden, wo keine Fehler vorliegen. Außerdem kommen verschiedene Programme zu sehr verschiedenen Ergebnissen, welchem sollte man also glauben?
Die größte Einschränkung?
Schwerwiegender als die oben genannten Ausnahmen ist jedoch die Tatsache, dass fast alle Probleme, die Menschen mit Leseschwächen oder Farbenblindheit betreffen, von automatischen Prüfprogrammen nicht geprüft werden können. Diese beiden Gruppen stellen wahrscheinlich einen viel größeren Anteil Ihrer Leserschaft dar, als Menschen, die Bildschirmleseprogramme nutzen.
Hörerschaft
Die britische Wohltätigkeitsorganisation für Menschen mit Sehverlust (Royal National Institute for the Blind, RINB) bestätigte, dass 2017 in Großbritannien ungefähr 350.000 sehbehinderte oder blinde Menschen lebten. Die meisten Menschen, die Bildschirmleseprogramme nutzen, gehören mit hoher Wahrscheinlichkeit dieser Gruppe an.
Die Gesamtzahl aller Menschen mit Leseschwächen, die in Großbritannien leben, wird hingegen auf über 6 Millionen, also 10 % der Bevölkerung geschätzt. (In französischsprachigen Ländern haben ähnlich hohe Anteile der Bevölkerung Leseschwächen, während bei Sprachen, in denen die Aussprache der Schreibweise entspricht, wie es bei Deutsch oder besonders bei Italienisch der Fall ist, diese Rate niedriger ist).
Die Gesamtzahl farbenblinder Einwohner Großbritanniens wird auf ungefähr 3 Millionen geschätzt. Farbenblindheit betrifft ungefähr jeden zwölften Mann und eine von 200 Frauen.
Fazit
Aus den angegebenen Gesamtzahlen potenzieller AnwenderInnen sollte deutlich hervorgehen, dass eine ernsthafte Überprüfung von Barrierefreiheit mehr als nur eine Überprüfung einer PDF Datei mit einem automatischen Programm beinhalten muss.
Lösungen
Die Lösung besteht hauptsächlich darin, dass Organisationen ihre AutorInnen so ausbilden, dass sie für alle Menschen zugänglichen Inhalt schaffen können. Außerdem müssen Organisationen sicherstellen, dass ihre Markenrichtlinien besonders in Bezug auf Farbkontrast, Farbenblindheit und Typografie auf Barrierefreiheit ausgerichtet sind.
Eine händische Begutachtung der Dokumente in Bezug auf inhaltsbezogene Richtlinien, wie die Richtlinien für barrierefreie Webinhalte (Web Content Accessibility Guidelines) WCAG, sowie Überprüfungen mit mehreren verschiedenen Hilfstechnologien und nicht nur Bildschirmleseprogrammen sind ebenso unerlässlich.
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