28 Oktober 2021 | Ted Page
Der Begriff „interaktives PDF“ bezieht sich in der Regel auf die Verwendung von Navigationslinks, die sich auf jeder Seite wiederholen, oder auf die Verwendung von Navigationsschaltflächen für die nächste/vorherige Seite. Wenn Sie eine solche Navigation in ein PDF-Dokument einschließen wollen, müssen Sie sich der möglichen Fallstricke bewusst sein und wissen, wie Sie diese vermeiden können.
Die Probleme mit sich wiederholenden Links
Die Wurzel des Problems liegt darin, dass man in einem PDF-Dokument Links nicht vor Screenreadern verbergen kann. Wenn nicht auf jeder Seite eine Möglichkeit zum Überspringen der Navigation vorgesehen ist (siehe unten), sind Benutzer von Screenreadern möglicherweise gezwungen, den gesamten Navigationsabschnitt auf jeder Seite zu lesen.
Dies wäre natürlich ein ernsthaftes Problem für die Benutzerfreundlichkeit und ein Verstoß gegen die „Einzel-A“-Anforderung der WCAG zum „Umgehen von Inhaltsblöcken, die auf mehreren Seiten wiederholt werden“ (SC 2.4.1).
Sie müssen aber nicht nur wissen, wie Sie Blöcke von Navigationslinks überspringen können, sondern auch, wie Sie die Navigationslinks selbst in InDesign richtig erstellen können. Das ist relativ einfach, aber wenn Sie es falsch machen, müssen Sie mit einer Menge zeitaufwändiger Korrekturarbeiten in Acrobat rechnen.
Doch bevor wir uns ansehen, wie man solche Links in InDesign barrierefrei macht, müssen wir über Schaltflächen sprechen.
Die Probleme mit Schaltflächen
Die Verwendung von Schaltflächen für die Navigation zur nächsten und vorherigen Seite ist völlig ungeeignet. Wie Links können auch Schaltflächen nicht vor Screenreadern verborgen werden.
Schwerwiegender ist jedoch, dass sie die Funktion „Umfließen“ deaktivieren (Strg/Cmd + 4 zum Ein- und Ausschalten des Umflusses). Hierfür gibt es keine Abhilfe.
Die Möglichkeit, Text umfließen zu lassen, ist natürlich eine „Doppel-A“-Anforderung der WCAG (SC 1.4.10). Aus diesem Grund sollten Schaltflächen niemals zur Navigation verwendet werden. Verwenden Sie stattdessen Links (oder HTML).
Erstellen barrierefreier, sich wiederholender Navigationslinks in InDesign
Den Text für die Navigation fügen Sie in InDesign normalerweise über Musterseiten hinzu. Diese müssen dann an den entsprechenden Stellen im Dokument verlinkt werden. Achten Sie darauf, dass Sie mit Hyperlinks und Hyperlinkzielen zum Anfang des Hauptinhalts auf jeder Seite verlinken und nicht zum Anfang der Seite.
Danach müssen die Texte und Links von den Musterseiten freigegeben werden (Strg/Cmd + Umschalt + Klicken). Wenn Sie diesen Schritt überspringen, werden die Navigationslinks beim PDF-Export überhaupt nicht gekennzeichnet. Wenn Sie es jedoch richtig machen, übernimmt InDesign die ganze Arbeit für Sie, indem es die erforderlichen <Link>
– und <Link-OBJR>
-Tags erstellt und den Linktext selbst kennzeichnet.
Bereitstellen von Sprunglinks
Mit den bisher genannten Schritten können Sie Ihre Navigation weitgehend barrierefrei gestalten, aber Sie müssen auch einen „Überspringen-Link“ vor der Navigation auf jeder Seite für diejenigen Leser einbauen, die den Navigationsabschnitt ganz umgehen möchten.
Theoretisch ist es möglich, am Anfang jeder Seite einen unsichtbaren „Zum-Hauptinhalt-springen“-Link anzubringen. Dazu ist jedoch ein recht aufwändiges JavaScript erforderlich, um den Linktext sichtbar zu machen, wenn der Link den Fokus erhält, und wieder unsichtbar zu machen, wenn er den Fokus verliert. Das muss in Acrobat und nicht in InDesign erledigt werden.
Eine praktischere Lösung würde darin bestehen, Links zur nächsten/vorherigen Seite einzubauen, die dieselbe Aufgabe wesentlich einfacher erfüllen. So könnte beispielsweise der Link zur nächsten Seite auf Seite 2 die Navigation oben auf Seite 3 umgehen und direkt zum Anfang des Hauptinhalts auf dieser Seite (Seite 3) führen. Auch hier müssen Sie Hyperlinks und Hyperlinkziele verwenden, um diese Aufgabe in InDesign zu erledigen.
Fazit
Wenn Sie auf jeder Seite wiederkehrende Navigationslinks einfügen wollen, müssen Sie:
- sicherstellen, dass die Links barrierefrei sind, und
- sicherstellen, dass der Navigationsblock übersprungen werden kann.
In manchen PDF-Dateien kann eine sich wiederholende Navigation auf der Seite in Ordnung sein, in anderen hingegen nicht, z. B. wenn Sätze oder Absätze durch Seitenumbrüche unterbrochen werden, was dazu führt, dass Navigations- oder Sprunglinks in der Mitte von Sätzen oder Absätzen erscheinen.
Das PDF-Format enthält mehrere speziell entwickelte, barrierefreie Navigationsmechanismen wie Inhaltsverzeichnisse, Lesezeichen und Indexe von A bis Z. In manchen Fällen ist es sinnvoller, diese zu verwenden, als zu versuchen, die Web-Style-Navigation zu imitieren. Mit etwas Sorgfalt können jedoch je nach Art des Inhalts sich wiederholende Navigationslinks auf jeder Seite barrierefrei gemacht werden, solange Sie keine Schaltflächen verwenden.
InDesign-Schulung zur Barrierefreiheit
Die obigen Ausführungen stammen aus unserem Schulungskurs „Barrierefreie PDF-Dokumente mit InDesign“.