26 April 2020 | Ted Page
Ich wünschte, ich müsste dieses Argument nicht immer wiederholen …
Diese Woche wurde ein weiterer Artikel veröffentlicht, der darauf hinweist, dass ein PDF-Dokument, das den Standards (insbesondere PDF/UA und ISO 32000) entspricht, definitionsgemäß auch barrierefrei ist. Das Hauptargument des Artikels war, dass die Leserichtung eines PDF-Dokuments von der Reihenfolge der Tags bestimmt wird, und auch nur davon.
Es kann gar nicht genug betont werden, dass dies eine Meinung ist und keine Tatsache.
Sagen Sie etwa einem jungen Menschen mit Legasthenie, der Probleme mit einem Prüfungsdokument hat (die sich auf seine Zukunft auswirkt), dass das vorliegende Dokument den Standards entspricht und somit allein sein Problem wäre.
Tatsache ist, dass Tags in einem PDF-Dokument für einige Nutzer von Hilfstechnologien überhaupt keinen Einfluss auf die Leserichtung von Text haben. Dazu gehört auch Text in Infografiken oder Diagrammen, der einfach unbrauchbar wird. Diese Probleme müssen in Acrobat, oder noch besser im Quelldokument behoben werden. Das hat absolut nichts mit einem PDF-Tag zu tun.
Und das ist nur ein Beispiel. Es bestehen viele weitere potentielle Probleme mit der Barrierefreiheit eines PDF-Dokuments, die in diesen Standards nicht berücksichtigt werden. Farbenblindheit ist dabei möglicherweise das größte Problem.
Gemäß dem Royal National Institute of Blind People (gemeinnützige Organisation für Blinde in Großbritannien) gab es 2013 ungefähr 1,93 Millionen Menschen ohne Augenlicht in Großbritannien. Durch die Konformität mit den Standards werden die Anforderungen dieser Gruppe in Bezug auf die Barrierefreiheit von PDF-Dokumenten zumindest einigermaßen erfüllt. Doch es gibt auch 6 Millionen Menschen mit Legasthenie und 3 Millionen Menschen mit Farbenblindheit, deren Anforderungen durch standardkonforme Dokumente möglicherweise überhaupt nicht erfüllt werden.
Eines Tages wird diese Lücke zwischen der Einhaltung von Standards und der Barrierefreiheit vielleicht geschlossen, doch das kann noch eine ganze Weile dauern. Bis dahin stehen Ihnen für die Beurteilung der Barrierefreiheit von PDF-Dokumenten zwei Möglichkeiten zur Verfügung:
- Einhaltung der Standards, oder
- Einhaltung der Standards und die Behebung von zusätzlichen Problemen, die in den Standards nicht berücksichtigt werden, damit Ihre Dokumente der größtmöglichen Anzahl an Menschen zur Verfügung stehen können.
Ich weiß, für welche Option ich mich entscheiden würde.
Wie würden Sie sich entscheiden?
Wenn Sie schon einmal hier sind
In unseren Kursen zur Barrierefreiheit von PDF-Dokumenten lernen Sie, wie Sie Dokumente gemäß den Standards prüfen und diese darüber hinaus mit unterschiedlichen Hilfstechnologien (nicht nur Screenreadern) testen. Unserer Meinung nach benötigen Sie beides, um sicher zu sein, dass Dokumente so barrierefrei sind wie möglich.