26 Juni 2017 | Ted Page
Die Verwendung von JavaScript zur Verbesserung der Barrierefreiheit
Fuß- und Endnoten in PDF-Dokumenten, egal ob diese mit Microsoft Word oder mit Adobe InDesign erstellt wurden, sind standardmäßig nicht sehr barrierefrei. Sie können jedoch barrierefreier gestaltet werden, indem Verknüpfungen zwischen jedem Notenverweis und der jeweiligen Note erstellt werden. Doch wie wir sehen werden ist dieser Ansatz aus unterschiedlichen Gründen nicht ideal. Glücklicherweise gibt es dank JavaScript einen besseren Weg, um jede Fuß- und Endnote in ein Pop-up einzubetten.
Bestimmung des Problems
Das größte Problem mit Fußnoten für die Barrierefreiheit ist die Leserichtung (dies ist auch der Fall bei Endnoten, doch wir konzentrieren uns hier auf Fußnote; Endnoten behandeln wir später).
Das Problem liegt hier darin, dass Fußnoten durch mehrere Absätze von ihrem Verweis (z. B. eine hochgestellte 1) getrennt sein können. Dabei gehen wir davon aus, dass der Leser einfach vom Verweis nach unten zur Fußnote selbst schauen kann.
Nutzer von Screenreadern und Bildschirmvergrößerungsprogrammen
Für viele Nutzer von Screenreadern ist dies jedoch nicht möglich (der Nutzer kann die Seite ja überhaupt nicht sehen). Auch für Nutzer von Bildschirmvergrößerungsprogrammen kann dies schwierig sein, da der Abstand zwischen Verweis und Fußnote beträchtlich sein kann. Die optimale Position innerhalb der Leserichtung von Fußnoten für solche Leser ist eher direkt nach dem Verweis auf die Fußnote – oft also in der Mitte eines Absatzes.
Umflossene Dokumente
Wenn man auf einem kleinen Bildschirm ein Dokument ansieht, bei dem der Text z. B. in Spalten gesetzt wurde, sollte der Text in eine einzige Spalte umflossen werden (Cmd/Strg + 4 schaltet den Umfluss an und aus), um so entweder sehr kleine Schriftgrößen oder horizontales Scrollen zu vermeiden.
Fußnoten in umflossenen Texten sollten sofort nach dem Absatz oder anderen Inhalten in Leserichtung erscheinen. Es ist jedoch möglich, beide dieser Anforderungen an die Leserichtung gleichzeitig in einem PDF-Dokument zu erfüllen.
Die Entscheidung liegt beim Endnutzer
Das zweite Problem besteht darin, dass es ziemlich ablenkend sein kann, wenn man Fußnoten lesen muss, da diese nicht Teil des Haupttextes sind. Autoren von Dokumenten (und auch Software) sollten dem Leser die Möglichkeit geben, Fußnoten lesen oder diese komplett überspringen zu können.
Die Probleme der einfachen Verknüpfung
In Microsoft Word und InDesign ist es möglich, Verknüpfungen zwischen Verweisen und Fußnoten herzustellen. Man kann jedoch sagen, dass solche Verknüpfungen mit einigen Screenreadern besser funktionieren als mit anderen. Bei einigen ist die Nutzung von Verknüpfungen so gut wie unmöglich. Sobald der Screenreader das Ende der Seite erreicht hat, wird außerdem der Inhalt sämtlicher Fußnoten von diesem vorgelesen, ob das nun gewollt ist oder nicht.
Mehrere Verweise auf eine einzelne Fußnote
Ein weiteres Problem, das nur mit der Scripting-Methode unten gelöst werden kann, bezieht sich auf die Verwendung von mehreren Verweisen auf eine einzelne Fußnote. Bei dem einfachen Verknüpfungsansatz müssen Fußnoten für jeden einzelnen Verweis dupliziert werden. Dies kann zu ernsthaften Problemen mit überflüssigen Zeichen führen (Rückverknüpfungen von einer einzelnen Fußnote zu mehreren Verweisen funktionieren einfach nicht, glauben Sie mir).
Die Scripting-Methode
Schritt 1: Korrektur der umflossenen Leserichtung
Zuerst müssen wir die Leserichtung für Nutzer einstellen, die mit der Funktion Umfließen lesen. Dafür bewegen Sie die Fußnote im Bereich Leserichtung so, dass diese nach dem Absatz oder anderen Inhalten erscheint, aus denen verwiesen wird. Dies gewährleistet, dass die Fußnote sowohl in der Umfließen-Ansicht als auch für Hilfstechnologien, die keine PDF-Tags lesen, an der richtigen Position in der Leserichtung erscheint.
Schritt 2: Die Erstellung eines JavaScript-Pop-ups
Als nächstes müssen wir das Pop-up erstellen. Gehen Sie dafür wie folgt vor:
- Klicken Sie auf das Symbol für Verknüpfung, um das Verknüpfungswerkzeug zu aktivieren (oder wählen Sie in Acrobat 11 Werkzeuge, Inhalt, Verknüpfung hinzufügen oder bearbeiten, oder in Acrobat DC (Werkzeuge, PDF bearbeiten, Verknüpfung), Verknüpfung hinzufügen oder bearbeiten, Web- oder Dokumentverknüpfung hinzufügen/bearbeiten)
- Ziehen Sie ein Kästchen um den Verweis für die Fußnote.
- Es erscheint das Dialogfenster Verknüpfung erstellen. Wählen Sie hier Benutzerdefinierte Verknüpfung.
- Klicken Sie auf Weiter.
- Wählen Sie Aktionen im Dialogfeld Verknüpfungseigenschaften aus.
- Wählen Sie JavaScript ausführen aus dem Dropdown-Menü Aktion aus.
- Klicken Sie auf Hinzufügen…
- Im Dialogfeld JavaScript-Editor müssen Sie dann das folgende Script einfügen oder eingeben: app.alert(
{cMsg:"", cTitle:"", nIcon:"3"}
)
Schritt 3: Einfügen von Inhalten
- Der Text für die Fußnote sollte zwischen den Anführungszeichen nach
cMsg
eingefügt werden. - Eine Kurzbeschreibung wie Fußnote 1 oder Endnote 1 sollte zwischen die Anführungszeichen nach
cTitle
eingefügt werden – diese erscheint dann in der Titelleiste des Pop-up. - Die Zahl „3“ in Anführungszeichen nach
nIcon
erstellt ein Informationssymbol im Pop-up (außer bei Macs, hier wird nur ein Acrobat-Symbol angezeigt)
Schritt 4: Erstellung von Verknüpfungs- und Link-OBJR-Tags
Bei der Verwendung der Methode mit einer Benutzerdefinierten Verknüpfung müssen für jede Verknüpfung manuell ein <Link>-Tag und ein Link-OBJR-Tag erstellt werden. Gehen Sie dafür wie folgt vor:
Die Erstellung eines Tags für Verknüpfungen
- Klicken Sie im Tag-Baum mit der rechten Maustaste auf den Tag mit dem Fußnotenverweis und wählen Sie Neuer Tag…
- Geben Sie Link im Feld Typ des Dialogfelds Neuer Tag ein oder wählen Sie Verknüpfung aus dem Dropdown-Menü aus.
- Verschachteln Sie das Tag mit dem Fußnotentext und das Tag mit dem Fußnotenverweis in das neu erstellte <Link>-Tag (untergeordnet).
- Erstellung eines Link-OBJR-Tags
- Klicken Sie erneut mit der rechten Maustaste auf den <Link>-Tag und wählen Sie Suchen…
- Wählen Sie Nichtmarkierte Verknüpfungen aus dem Dropdown-Menü aus.
- Klicken Sie auf Suchen.
- Wenn die korrekte Verknüpfung im Dokument markiert wurde, klicken Sie auf Tag-Element. Es wird ein Pop-up mit Suche abgeschlossen geöffnet.
- Das Link–OBJR-Tag wird erstellt und die Verknüpfung kann nun im Screenreader barrierefrei genutzt werden.
Weitere Informationen hierzu finden Sie in unserem Blogeintrag Die Erstellung von barrierefreien Verknüpfungen in PDF-Dokumenten.
Schritt 5: Alternativtext hinzufügen
Fügen Sie Alternativtext zum <Link>-Tag der „Fußnote 1“ hinzu (klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das <Link>-Tag, Eigenschaften…, Alternativtext)
Das Ergebnis
Sehende Leser werden Fußnoten normalerweise wie gewohnt nutzen, auch wenn sie sich für die Pop-ups entscheiden können.
Leser, die ihr Dokument umfließen lassen oder Hilfstechnologien verwenden, die die Leserichtung nicht aus den Tags der PDF entnehmen, finden Fußnoten direkt am Ende eines jeden Absatzes oder anderen Inhalts, auf die sich diese beziehen.
Nutzer eines Screenreaders hören bei einer Fußnotenverknüpfung folgendes: „Fußnote 1, Verknüpfung“. Der Leser kann die Fußnote dann ignorieren oder die Eingabetaste drücken, um ein Pop-up zu öffnen und so den Inhalt zu hören. Anschließend erfolgt eine Eingabeaufforderung für die Leertaste, um das Pop-up zu schließen. Dadurch gelangen Sie direkt zurück zum Verweis und können dort weiterlesen, wo sie aufgehört haben.
Nutzer von Bildschirmvergrößerungsprogrammen können auf den Verweis klicken, um das Pop-up zu öffnen und müssen so nicht herunter- und wieder hochscrollen.
Endnoten
Pop-ups für Endnoten werden genau wie die für Fußnoten erstellt, abgesehen davon, dass im dritten Stichpunkt in Schritt 4 nur der Verweis im <Link>-Tag verschachtelt werden muss.
Der Grund dafür ist, dass Endnoten nicht auf dieselbe Art wie Fußnoten versteckt werden müssen: sie befinden sich am Ende des Dokuments oder am Ende eines Abschnitts und der Leser kann diese bei Bedarf einfach überspringen.
Fazit
Mit dieser Methode werden Fuß- und Endnoten erheblich barrierefreier als mit jeder anderen Methode. Dadurch wird das Problem mit der Leserichtung gelöst, das Lesen der Fußnoten wird optional und es ist der effizienteste Weg, um auf dieselbe Fußnote an mehreren Positionen innerhalb eines Dokuments zu verweisen.